10/2018
Autorenvorstellung bei Susi's Leseecke im Oktober 2018

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Susis Leseecke
---- Lesedauer ---
6 min
ZUM ORIGINALBEITRAG

Liebe Mignon,

erst einmal vielen Dank, dass du dir die Zeit nimmst, um heute ein bißchen über dich zu erzählen. Wenn du dich bitte kurz vorstellen würdest.

Hallo Susi. Danke Dir, dass Du mich eingeladen hast! Sehr gerne!

Ich bin 54 Jahre alt und lebe mit meinem Mann im Enzkreis. Unsere beiden Söhne sind mittlerweile erwachsen und (fast) ausgeflogen. Aufgewachsen bin ich in Obrigheim am Neckar, durch meine Arbeit als Jugend – und Heimerzieherin vor fast genau dreißig Jahren im Schwäbischen aufgeschlagen. Vielleicht ein bisschen verstrahlt, in anderem Kontext, hoffentlich nicht durchs AKW. Hier gleich verliebt, verlobt, verheiratet – nach 25 Jahren ist unsere badischschwäbische Allianz noch immer glücklich und genau das, was ich brauche.

Wolltest du schon immer Autor/in werden, wenn ja wie hat sich dieser Wunsch bemerkbar gemacht?

Nichts deutete darauf hin, dass die Schriftstellerei einmal mein Beruf werden sollte. 2014, auf der Suche nach autobiografischen Büchern zum Thema Rheuma fand ich genau ein einziges. Und während des Lesens dachte ich immer nur: Mensch, bei dir war das alles ganz anders. Dann war da plötzlich eine Kapitelüberschrift in meinem Kopf und ich ertappte mich dabei, wie ich in Gedanken Sätze formulierte. Nach einigen Tagen setzte ich mich hin und begann drauflos zu schreiben.
Aus diesem Impuls entstand mein Erstling »NACH OBEN – Ein etwas anderes Leben mit Psoriasis Arthritis und Fibromyalgie Oder Morgen Ist Alles Gut«.
Die Schreiberei war kein Wunsch – eher ein innerer Drang. Ein Jahr später veröffentlichte ich, auf vielfache Nachfrage betroffener Leser nach einer Fortsetzung, den Folgeband »Bähmulle – Morgen Ist Alles Gut 2.0 oder Rheuma – Na Und …«
Da war ich vom Schreiben schon so angefixt, dass ich es nicht mehr lassen konnte.
2017 erschien mein Romandebüt »Wintertöchter-Die Gabe« in Silke Bogers inguletta Verlag. Im November 2018 gibt Pinguletta den zweiten Band der Forstau-Saga »Wintertöchter – Die Kinder« heraus, der dritte und abschließende Teil »Wintertöchter – Die Frauen« folgt im Sommer 2019.

Wie lange hast du an deinem ersten Werk gearbeitet?

Ein knappes Jahr. Die Geschichte war ja da, selbst erlebt. Sie wartete nur darauf, dass ich sie aufschrieb.

Beschreibe uns doch bitte, wie du dich gefühlt hast, als es fertig war.

Na ja, gemischt. Nach gefühlten eintausenddreihundert Lektoratsrunden war ich erst einmal nur froh, als das Manuskript bei Tredition erfolgreich hochgeladen wurde. Selfpublisher ist nicht mein Ding, da muss man nämlich alles selbst machen.
Doch ich war stolz, das Projekt durchgezogen zu haben. Unsicher, ob das Buch überhaupt angenommen wird. Und ängstlich vor dem Verriss.
Er kam nicht. Und das macht mich sehr dankbar. Die beiden autobiografischen Rheuma-Bücher verkaufen sich nach wie vor unglaublich gut.

Wie schaffst du es, das Schreiben in deinen Alltag zu integrieren?

Das ergibt sich. Tagsüber habe ich eine Familie, ein großes Haus und einen (mittlerweile schmählich vernachlässigten) Garten zu versorgen. Termine, die die Erkrankung mit sich bringen und meine ehrenamtliche Arbeit in der Kirchengemeinde. Das geht vor. Ich beginne abends, wenn alles getan ist. Jeden Tag. Diese fünf, sechs Stunden gehören ganz alleine mir.

Wo/unter welchen Bedingungen schreibst du am liebsten?

Der Platz muss schon stimmen. Nicht überall fließen die Gedanken gleich gut. Am Liebsten schreibe ich bei Kerzenlicht auf meiner überdachten Terrasse, mit Blick auf den wilden Garten. Im Winter erweitert sich mein Equipment um etliche Wärmflaschen, Stricksocken, Schaffell, Daunenjacke und Schal. Und heißen Tee. Ich saß auch schon mit Mütze da, mit Fingern wie Eisklötze, und konnte trotzdem nicht aufhören. Mein Mann schüttelt dann nur den Kopf.

Gibt es etwas/jemanden der dich inspiriert?

Nö. In meinem Kopf sind genug eigene Ideen für noch ganz viele Geschichten. Den Gedanken, mich an jemanden anzulehnen, finde ich gefährlich – Inspiration spielt ganz nahe an Kopie, am Plagiat. Ich möchte mir meinen ureigenen Stil bewahren. Der ist nicht einfach oder bequem, aber halt meiner. Klar gibt es Autoren, die ich besonders schätze. Stephen Kings Bücher liebe ich. Er stellt seine Protagonisten so dermaßen authentisch dar, dass ich beim Lesen unter ihre Haut schlüpfe. Andreas Eschbach finde ich fantastisch gut und – ach, jetzt könnte ich aber loslegen …  Vom Stil ist mir Andreas Winkelmann wohl am Nächsten. In Aufbau und Wortwahl seiner Erzählungen finde ich mich.

Woher nimmst du die Ideen für deine Bücher?

Zunächst entstehen die Figuren in meinem Kopf. Ich baue sie so lange aus, bis sie sich real anfühlen. Bis ich weiß, wie sie aussehen, wie sie handeln und klingen, wenn sie sprechen. Bis ich von ihnen träume. Der Handlungsstrang entwickelt sich parallel, ergibt sich daraus. Wenn die Hauptpersonen wahrhaftig genug sind und die Geschichte sich manifestiert hat, lege ich los. Erstelle den Plot, einen Spannungsbogen und die Kapitelübersicht. Ich verarbeite sehr gerne Themen, in denen der Leser sich wiederfinden kann. Mütter, Töchter, Väter, die Beziehung zwischen Schwestern. Klassisches Rollenverhalten -und was daraus entsteht – Familiengeschichten eben. Und immer spielen meine Erzählungen an lokalen Örtlichkeiten, die noch mehr persönlichen Bezug schaffen. Dafür recherchiere ich ausgiebig Vorort.

Wie reagiert dein Umfeld über deine Tätigkeit als Autor/in?

Verschieden. Mein Mann und unsere Söhne unterstützen mich vorbehaltlos. Die meisten meiner Freunde tun das ebenso. Natürlich gibt auch einige Menschen im persönlichen Umfeld, die sehen meine Tätigkeit etwas, na ja, verhalten. Jetzt schreibt sie auch noch …
Ich erwarte von niemanden, der mich kennt, dass er meine Bücher liest. Erstens gibt es genügend andere Menschen, die das tun, und zweitens definiere ich mich nicht ausschließlich über das Schreiben. So wenig, wie sich jemand über seine Tätigkeit als Sparkassenangestellter erklärt. Der erwartet ja auch nicht, dass alle Verwandten und Bekannten bei ihm ein Konto eröffnen.

Schreiben und Familienleben unter einen Hut zu bringen, stelle ich mir schwierig vor. Wie schaffst du das, und wie geht deine Familie damit um?

Wäre mein Sohn nicht gewesen, dann hätte ich das Manuskript für NACH OBEN im Mülleimer versenkt. Er gab mir den Mut, es zu veröffentlichen. Und mein Mann sagte kürzlich zu einer Freundin: »Man kann sie machen lassen. Sie ist gut.« Meine Lieben schenken mir den nötigen Freiraum. Sie wissen, wie wichtig mir meine Arbeit ist und ich glaube, mittlerweile sind sie auch ein kleines bisschen stolz.

Wie gehst du mit Kritik um?

Uuuh. Heißes Thema. Wir Schriftsteller geben viel Zeit und ganz viel Herzblut in unsere Geschichten. Die sozialen Netzwerke sind nicht immer nett zu Autoren. Sehr schnell schreibt es sich eine Rezension, die ich als Schriftsteller nicht nachvollziehen kann, die man mir so direkt nie ins Gesicht sagen würde. Nur, weil das Buch nicht den Geschmack getroffen hat.
Konstruktive Kritik zu Stil und Ausdrucksweise, zum Aufbau eines Buchs, hilft mir besser zu werden. Daran messe ich meine Arbeit. Das ist der kognitive Aspekt. Im Bauch fühlt sich das völlig anders an, da kann Kritik richtig weh tun. Trotzdem – man muss das lernen, sich die wahren Aspekte rausnehmen und an ihnen lernen. Den Schrott aussortieren und über die Schulter werfen, die Arbeit von der Persönlichkeit trennen. Dann funzt es.

Was darf beim Schreiben niemals fehlen?

Ruhe. Ein paar Stunden völlige Ungestörtheit. Morgens heißer Kaffee, um wach zu werden. Nachts Schwarztee, um wach zu bleiben.

Du bist alleine irgendwo im Wald unterwegs, weil du einfach mal Ruhe vom Alltag brauchst, plötzlich kommt dir ein genialer Plot in den Sinn. Du hast jedoch weder Papier und Stift zur Hand und auch kein Handy dabei. Wie reagierst du?

Gar nicht. Erstaunlicherweise – wenn ich an der Stelle angelangt bin, wo der Gedanke passen würde, ist er plötzlich wieder präsent. Ich verlasse mich ganz auf meine Intuition und führe keine Zettelwirtschaft. Wobei ich eingestehen muss, dass ich mittlerweile ein Büchlein parat liegen habe, in dem ich manchmal besondere Redewendungen oder Worte vermerke. Wenn’s grad passt. Und ich nicht im Wald bin.

Vielen lieben Dank, dass du dich meinen Fragen gestellt hast.


Möchtest du zum Abschluss deinen Lesern noch etwas mitteilen?

Mir bleibt nur ganz herzlich DANKE zu sagen, dass ich mich vorstellen durfte. Ich wünsche mir, dass meine Leser empfinden, was ich in meinen Geschichten ausdrücken will, den Alltag hinter sich lassen und ganz tief eintauchen. Dort begegnen wir uns dann.

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