03/2019
Interview mit Purplestar Trialgirls

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Purplestar Trialgirls
---- Lesedauer ---
8 min
ZUM ORIGINALBEITRAG

* Was hat dich inspiriert „Wintertöchter“ zu schreiben?

Eine gute Frage. Ehrlich gesagt – ich weiß es nicht. Annelis Geschichte ist gewachsen. Irgendwann fühlte sie sich so echt an, dass ich sie aufschreiben musste.

* Was tust du am liebsten, um eine Schreibblockade zu lösen?

Was ist denn eine Schreibblockade? Dieses komische Wort muss ich erstmal googeln …
Hatte ich noch nie. Es gibt einen Trigger; nämlich das Geräusch, das mein Laptop macht, wenn ich den Deckel aufklappe. Dann bin ich leider nicht mehr ansprechbar.
Glücklicherweise kann ich meistens nahtlos anknüpfen; weil ich nämlich weiß, worauf ich hinwill. Wenn es tatsächlich hakt – das tut es mitunter, wenn ich an den Übergängen arbeite – dann hilft es mir, ein paar Kapitel zurückzulesen. Ich gestehe mit einem Augenzwinkern: Wenn alle Stricke reißen, muss das Wetter als Lückenbüßer herhalten.
Doch ich bin nur ein Beobachter und schreibe lediglich auf, was passiert. Und es passiert immer etwas.

* Wie hältst du deine „Zwischenideen“ fest?

Gar nicht.
Manchmal denke ich: Das musst du dir jetzt merken! Meist hat man ja eh keinen Stift zur Hand. Wenn ich dann an der Stelle bin, ist der Gedanke plötzlich wieder da. Womöglich liegt es daran, dass die Geschichte schon lange reif ist. Oder in einem Areal in meinem Gehirn, das instinktiv alles abspeichert…
Allerdings führe ich tatsächlich ein Ideenbuch. Darin vermerke ich Ungereimtheiten, die ich nachprüfen muss. Und es liegen einige Zettel mit Redewendungen drin, die ich interessant finde. Eine lautet: „Du wirst dir an der Ewigkeit die Knie aufschürfen“. Ein großartiger Satz. Ich gestehe, dass ich die Worte aus einem Film geklaut habe. So etwas Schönes musste ich aufschreiben – nicht um es zu verwenden, sondern weil es meine Fantasie beflügelt. Die Idee eines Kollegen zu stehle ist ein ein No Go.
Sorry, jetzt bin völlig von deiner Frage abgekommen.
Also, ich führe doch so eine Art Zettelwirtschaft – zwischen Kochtöpfen und Staubsaugen schnell etwas aufschreiben -was ich dann doch nicht hernehme.

*Hast du schon eine Idee, was nach den „Wintertöchtern“ folgt?

Aber sicher. Unter dem Arbeitstitel „Flusskinder“ entsteht bereits eine nächste Generationengeschichte. Sie spielt im Neckartal – da, wo ich herkomme. Meine Vorfahren waren Schiffsleute, meine Großmutter ist auf einem Binnenschiff groß geworden. Eine Randfigur aus Wintertöchter wird die Hauptprotagonistin sein und auch die Gabe spielt natürlich wieder mit. Annas Erbe lebt weiter. Ich mag das, wenn Geschichten sich untereinander verknüpfen.

* Wie sieht ein perfekter Schreibtag für dich aus?

Aufstehen und wissen, dass ich ein paar ungestörte Stunden vor mir habe – da gehe ich richtig ab und bringe tatsächlich einiges zu Papier. Doch das ist selten der Fall. Meistens schreibe ich in der Nacht. Die Stille ist wesentlich produktiver.

»Jeder Protagonist der Wintertöchter-Trilogie hat einen eigenen Charakter. Man kann sie lieben und hassen.«


* An welches Genre traust du dich gar nicht und warum?

Ich würde liebend gerne über künstliche Intelligenzen schreiben, denn das Thema interessiert mich brennend. Wird das Mensch-Sein eines Tages von Algorithmen beherrscht? Alexa, Cortana und all die faszinierenden Möglichkeiten drängen bereits in unsere Wohnzimmer. Doch leider bin ich in Naturwissenschaften – und erst recht in Informatik – eine absolute Niete; meine Kenntnisse sind Lichtjahre von rudimentärem Wissen entfernt. Ich bin schon dankbar, wenn ich mein Schreibprogramm einigermaßen bedienen kann. Bevor ich mich also blamiere, lass ich die Finger davon.

* Welcher der Charaktere ist dein liebster?

Das ist schwer zu beantworten, denn ich mag sie alle. Jeder Protagonist der Wintertöchter-Trilogie hat einen eigenen Charakter. Man kann sie lieben und hassen, die Beweggründe für ihr Tun nachvollziehen oder ablehnen. Sie sind wie wir – keiner nur gut oder nur böse; das wäre zu einfach. Anneli bewundere ich für den Weg, den sie geht; dass sie sich nicht brechen lässt. Barbara Sittler mag ich, weil sie so direkt ist und kein Blatt vor den Mund nimmt; sie verändert sich über die drei Teile wohl am stärksten. Roman Wojtek hat einen besonderen Platz in meinem Herzen. Er lebt zwischen zwei Welten und in keiner findet er eine Heimat.

* Was macht Ihn zu deinem Favoriten?

Er sieht umwerfend aus und das Geheimnis seiner Herkunft umgibt ihn. Üblicherweise reicht das in einem Roman aus.  
Nein, ernsthaft. Roman Wojtek glaubhaft darzustellen war eine große Herausforderung und vielleicht mag ich ihn darum so sehr. Die schwierigen Kinder lieben wir doch alle am innigsten, nicht wahr?

* Was macht dich besonders glücklich beim und nach dem Schreiben?

Beim Schreiben: Eine Szene fertig im Kopf haben und sie nur noch in die Tasten zu klopfen. Am Tag darauf nichts daran ändern zu müssen.
Nach dem Schreiben: Das Hirn ausgeleert ins Bett zu fallen. Mit den Stimmen einzuschlafen, von den Menschen im Buch zu träumen und mit dem Fortgang eines Dialogs aufzustehen.
Mitten in der Entstehung eines Buchs ist es ein fast fieberhaftes Arbeiten. Ich liebe das.

* Welche Fehler sollte man beim Schreiben vermeiden?

Lektoren bereitet es körperliche Schmerzen, wenn ein Schreibender den Unterschied zwischen das und dass nicht begreifen will und jeder zweite Nebensatz nach einem Trennzeichen mit welche beginnt. Der Leser lässt sich ebenfalls nicht für dumm verkaufen. Da kann die Idee hinter der Geschichte noch so gut sein – es macht einfach keinen Spaß, sie zu lesen, wenn der Autor die Grundlagen der Grammatik nicht beherrscht. Ein gutes Buch braucht nun mal eine gute Sprache.
Ich hatte zu lernen, dass die Pronomen der, die und das stärker sind als mein anfangs gern verwendetes seiner, ihre und seines. Possessive sinnvoll zu ersetzen, kostete mich oft mehr Zeit, als ein ganzes Kapitel zu verfassen.
Und ich liebe den Genitiv. Mathis‘ Messer liest sich doch einfach schöner als dem Mathis sein Messer.

*Wer ist dein Held im Alltag?

Der Mann an meiner Seite.

* Dein aktuelles Buch in einem Satz?

pinguletta Verlag hat für die Forstau-Saga hat einen treffenden Slogan kreiert. Ich kann gar nicht anders, als mit ganzem Herzen dahinterzustehen.
Ein Roman wie ein Sog.

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