Hi, I'm Mignon
Blogpost erschienen 06/2016 bei https://nylc11.wordpress.com/
Hallo, ich bin Mignon.
Salut, je suis Mignon.
Zumindest die letzte Version meiner Vorstellung reizt jeden Französisch sprechenden zum Lachen. Tat es. Mein Sohn hatte einen Austauschschüler zu Gast, Theo. Die jungen Leute saßen mit französischen und deutschen Freunden in seinem Zimmer unterm Dach gemütlich beieinander und übten beharrlich mit ihnen den schwäbischen Satz: „Hoch de Kolbe, nei de Zinke, morgen musch du Wasser trinke“. Große Heiterkeit ob der französisch gefärbten Sprachversuche.
Ich platzte dazwischen ins Zimmer hinein und stellte mich ihnen vor. „Salut, je suis Mignon!“ Amüsierte Blicke und verhaltenes Gelächter bei den Franzosen. Wie ist die denn drauf? „Ich bin süß!“ hatte ich ihnen gerade offenbart. Denn das bedeutet der Name Mignon: süß, niedlich, zärtlich, klein und lieb. „Je m’appelle Mignon“ wäre in diesem Fall sinnbringender gewesen.
Darf ich mich vorstellen?
Meine Mutter, Goetheleserin und Opernliebhaberin, gab mir diesen Namen. Ich bin tatsächlich nicht besonders groß – doch lieb, süß oder niedlich? Auf jeden Fall bin ich… ja, wer oder wie eigentlich? 52 Jahre alt, mit roten Haaren, grauen Augen und einem Grübchen links im Gesicht. Niedlich? Eher nicht… Nein. Im Mittelalter hätte man mich vermutlich als Hexe verbrannt. Große Klappe. Aktiv, ein Wirbelwind mit vielfältigen Interessen, eigener Meinung und einem denkenden Kopf zwischen den Schultern.
Niemand verbietet mir den Mund. Ich mag nicht fremdbestimmt werden. Doch ich bin auch ein Harmoniemensch und habe es am liebsten, wenn sich alle gut vertragen. Und ich kann mit jedem. Manchmal bin ich tatsächlich lieb. Ich spüre Untertöne und höre “das Gras wachsen”. Das macht es nicht immer einfacher.
Ich bin ein Winterkind, nämlich Steinbock mit Aszendent Krebs; seit 23 Jahren verheiratet mit der großen Liebe meines Lebens (Krebs mit Aszendent Steinbock – passt), Mutter zweier fast erwachsener, wunderbarer Söhne und bekennende Christin. Eine bücherverschlingende Leseratte mit einer gehörigen Portion Musik im Blut und eine Rosenliebhaberin, die jede Laus zwischen den Fingern zerdrückt, die die grünen Blättchen und herausschiebenden Knospen zerfressen will.
Eine, die den Umgang mit Menschen liebt und deshalb Erzieherin wurde. Ich bin halsstarrig, dickköpfig und kann ein echter Stinkstiefel sein, doch ich bin auch lebensbejahend, humorvoll und, ich denke und hoffe, eine gute Gesprächspartnerin.
Ich treffe gerne mit Menschen zusammen und genieße dennoch das Alleinsein. Trotz meiner 52 Lebensjahre immer noch ein wenig “gaga” im Kopf. Geradlinig und zielorientiert und dennoch ein schräger Vogel…
Und – eine Rheumatikerin…
Meine Geschichte
Das Rheuma schlich sich mit leisen Schritten, auf Samtpfötchen, in mein Leben und versuchte, es mir wegzunehmen. Es nahm mir sukzessive meine Stimme, meine Musik und die geliebte, entspannende Gartenarbeit weg. Den Sport, das Joggen und vor allem das Skilaufen. Es versuchte, mir neben der Leistungsfähigkeit meines Körpers, meinem Aussehen und meiner Beweglichkeit, auch meine Seele zu nehmen. Irgendwann war der Schmerz so übermächtig und unerträglich, dass ich mich zurückzog, mich abkapselte und alles aus der Hand gab.
Ich wurde als Allergikerin geboren, mit Nahrungsmittelunverträglichkeiten und heftigen Reaktionen auf Pollen, Gräser, Insektenstiche und vieles mehr. Damit hatte ich mich längst arrangiert. Doch darauf folgten Herpesinfektionen, die ewigen Mandelentzündungen, Histaminintoleranz und eine Schuppenflechte im Schlepptau der Neurodermitis. Gliederschmerzen und Gelenkentzündungen, die mich ausknockten und zur Bewegungslosigkeit verdammten. Ich war ständig krank und kaum belastbar.
Antibiotika, Cortison, homöopathische Heilmittel, Diäten und Ausleitungen; Nahrungsumstellungen, Verzicht, Training und, und, und. Arztbesuche, Heilpraktiker und Physiotherapeuten. Es war eine nicht enden wollende Odyssee…
Nichts knechtete mich mehr als die Erfolglosigkeit meiner Bemühungen und Konsultationen. Nach Hause geschickt zu werden mit den Aussagen: „Sie sind gesund! Bewegen sie sich mehr! Nehmen sie ab! Das sind die Wechseljahre! Machen Sie eine Psychotherapie! Die Krankheit sitzt in ihrem Kopf!“ Das war das Schlimmste! Keinen Satz hasste ich mehr.
2011, nach vielen Jahren verschiedenster Behandlungen und Ärztemeinungen, nach unsäglichen Schmerzen und herben Rückschlägen, erhielt ich die Diagnosen: Fibromyalgie und Psoriasis Arthritis.
Endlich fand man einen Namen für meine Beschwerden!
Erklärung der Krankheitsbilder
Die Fibromyalgie ist ein Weichteilrheuma, eine Muskelfasererkrankung. Sie ist glücklicherweise nicht entzündlich und verursacht keine Gelenkzerstörungen. Doch sie ist sehr schmerzhaft und äußerst schwer behandelbar. Viele Patienten werden mit Psychopharmaka zugedröhnt. Diese erledigen den Rest – zerstören Geist und Seele der Schmerzgeplagten. Studien belegen, dass Fibromyalgie die kleinen Nervenfasern zerstört, die für Schmerzempfinden und Schmerzleitung verantwortlich sind. Und tatsächlich sind Entzündungen im Gehirn wohl der Auslöser dafür. Also doch im Kopp.
Die Psoriasis Arthritis (Schuppenflechte mit Gelenkbeteiligung oder kurz PSA) hingegen, ein chronisch entzündliches Gelenkrheuma, verursacht Entzündungen und damit massive Schäden an den Gelenken. Mittlerweile bin ich, zumindest was die PSA anbelangt, mit einem Biological gut eingestellt. Ich erreichte eine Remission, der schwere Verlauf wurde gestoppt. Die Schübe verkürzten sich damit auf wenige Tage, die Abstände dazwischen sind verzögert.
Eine Psychotherapie half mir, mit meinen Schmerzen gut umzugehen, achtsam auf mich und mein Umfeld zu sehen. Ich eroberte mir mein Leben zurück. Ich bin wieder da! Meine Erkrankung sitzt nicht in meinem Kopf! Sie ist genetisch bedingt. Und damit widersetzt sie sich vielen Behandlungsansätzen.
Mein Fels in der Brandung
Meine Familie, meine Freunde und die Menschen in meiner Gemeinde halfen mir, den Mut nicht zu verlieren! Ich erlebte meinen Glauben an Gott in vielen Situationen.
Heute sehe ich überdeutlich: Die Erkrankung war meine Chance! Höchste Zeit, mich zu verändern, den Standpunkt zu wechseln und eine neue Sichtweise auf die wirklich wichtigen Dinge des Lebens zu bekommen. Ich griff mit beiden Händen zu!
Mein Buch
In meinem Buch „Nach Oben oder Morgen Ist Alles Gut, Ein etwas anderes Leben mit Psoriasis Arthritis und Fibromyalgie“ schrieb ich meine Erfahrungen nieder. Es erschien 2015 im Tredition Verlag und ist als Druckversion und als eBook in allen Buchhandlungen erhältlich.
Es ist nicht süß. Es ist nicht niedlich. Nein – ebenso wenig wie ich. Es ist ehrlich und direkt und verleiht all jenen Betroffenen eine Stimme, die keine Worte mehr finden, um sich zu erklären. Es ist sarkastisch, ein wenig zynisch und trotzdem humorvoll und hält manchen Ärzten den Schneewittchenspiegel vor, in dem sie sich ungern sehen.
Entscheide selbst, wie süß, niedlich oder klein ich bin…
by Mignon Kleinbek
Autorenvorstellung bei Kathleen Red 07/2019
Name: Mignon Kleinbek
Geboren: 1964
Sternzeichen: Steinbock – Hörner inklusive
In welche Richtung gehen deine Bücher: Generationenübergreifende Familiengeschichten, autobiografische Sachbücher
Unterstützung: geben mir mein Mann und unsere beiden erwachsenen Söhne, meine Verlegerin Silke Boger
Lieblingsessen: ich brauch grün – jeden Tag!
Lieblingsfarbe: schwarz (soll schlank machen)
Lieblingsbuch: Ändere ich in Lieblingsautoren: Stephen King, Dörte Hansen und zurzeit Gil Ribeiro.
Lieblingsort: die Forstau, in der meine Romantrilogie spielt, Punta Skala in Kroatien und mein Zuhause.
Lieblingsfilme-Serien: momentan Dark – obwohl ich kaum mehr durchsteige
Glücksmomente: Nehme ich mir jeden Tag. Zu den ganz besonderen Augenblicken zählt, wenn mir jemand schreibt, dass er von meinen Büchern berührt wurde.
Deine Bücher: mein Erstling NACH OBEN: Ein etwas anderes Leben mit Psoriasis Arthritis und Fibromyalgie oder Morgen Ist Alles Gut und der Nachfolger BÄHMULLE: Morgen Ist Alles Gut 2.0 oder Rheuma? Na Und …
Natürlich die Wintertöchter Saga, WINTERTÖCHTER Die Gabe und WINTERTÖCHTER Die Kinder. Im Oktober 2019 erscheint der Abschluss WINTERTÖCHTER Die Frauen, alle bei pinguletta Verlag
Entstehungszeit / Arbeitszeit/ woher kommen die Ideen: Im Schnitt arbeite ich an jedem Buch circa ein Jahr und zwar fünf bis sechs Stunden täglich. Ideen habe ich grad genug; sie zu sortieren und in einer schlüssigen, lesenswerten Geschichte zusammenzubauen, passiert in meinem Kopf. Wenn die Figuren komplex und echt sind, muss ich loslegen. Irgendwann stecke ich tief drin – dann ist Schreiben fast eine Erleichterung.
Autorenvorstellung bei Susi's Leseecke 10/2018
Liebe Mignon,
erst einmal vielen Dank, dass du dir die Zeit nimmst, um heute ein bißchen über dich zu erzählen. Wenn du dich bitte kurz vorstellen würdest.
Hallo Susi. Danke Dir, dass Du mich eingeladen hast! Sehr gerne!
Ich bin 54 Jahre alt und lebe mit meinem Mann im Enzkreis. Unsere beiden Söhne sind mittlerweile erwachsen und (fast) ausgeflogen. Aufgewachsen bin ich in Obrigheim am Neckar, durch meine Arbeit als Jugend – und Heimerzieherin vor fast genau dreißig Jahren im Schwäbischen aufgeschlagen. Vielleicht ein bisschen verstrahlt, in anderem Kontext, hoffentlich nicht durchs AKW. Hier gleich verliebt, verlobt, verheiratet – nach 25 Jahren ist unsere badischschwäbische Allianz noch immer glücklich und genau das, was ich brauche.
Wolltest du schon immer Autor/in werden, wenn ja wie hat sich dieser Wunsch bemerkbar gemacht?
Nichts deutete darauf hin, dass die Schriftstellerei einmal mein Beruf werden sollte. 2014, auf der Suche nach autobiografischen Büchern zum Thema Rheuma fand ich genau ein einziges. Und während des Lesens dachte ich immer nur: Mensch, bei dir war das alles ganz anders. Dann war da plötzlich eine Kapitelüberschrift in meinem Kopf und ich ertappte mich dabei, wie ich in Gedanken Sätze formulierte. Nach einigen Tagen setzte ich mich hin und begann drauflos zu schreiben.
Aus diesem Impuls entstand mein Erstling »NACH OBEN – Ein etwas anderes Leben mit Psoriasis Arthritis und Fibromyalgie Oder Morgen Ist Alles Gut«.
Die Schreiberei war kein Wunsch – eher ein innerer Drang. Ein Jahr später veröffentlichte ich, auf vielfache Nachfrage betroffener Leser nach einer Fortsetzung, den Folgeband »Bähmulle – Morgen Ist Alles Gut 2.0 oder Rheuma – Na Und …«
Da war ich vom Schreiben schon so angefixt, dass ich es nicht mehr lassen konnte.
2017 erschien mein Romandebüt »Wintertöchter-Die Gabe« in Silke Bogers inguletta Verlag. Im November 2018 gibt Pinguletta den zweiten Band der Forstau-Saga »Wintertöchter – Die Kinder« heraus, der dritte und abschließende Teil »Wintertöchter – Die Frauen« folgt im Sommer 2019.
Wie lange hast du an deinem ersten Werk gearbeitet?
Ein knappes Jahr. Die Geschichte war ja da, selbst erlebt. Sie wartete nur darauf, dass ich sie aufschrieb.
Beschreibe uns doch bitte, wie du dich gefühlt hast, als es fertig war.
Na ja, gemischt. Nach gefühlten eintausenddreihundert Lektoratsrunden war ich erst einmal nur froh, als das Manuskript bei Tredition erfolgreich hochgeladen wurde. Selfpublisher ist nicht mein Ding, da muss man nämlich alles selbst machen.
Doch ich war stolz, das Projekt durchgezogen zu haben. Unsicher, ob das Buch überhaupt angenommen wird. Und ängstlich vor dem Verriss.
Er kam nicht. Und das macht mich sehr dankbar. Die beiden autobiografischen Rheuma-Bücher verkaufen sich nach wie vor unglaublich gut.
Wie schaffst du es, das Schreiben in deinen Alltag zu integrieren?
Das ergibt sich. Tagsüber habe ich eine Familie, ein großes Haus und einen (mittlerweile schmählich vernachlässigten) Garten zu versorgen. Termine, die die Erkrankung mit sich bringen und meine ehrenamtliche Arbeit in der Kirchengemeinde. Das geht vor. Ich beginne abends, wenn alles getan ist. Jeden Tag. Diese fünf, sechs Stunden gehören ganz alleine mir.
Wo/unter welchen Bedingungen schreibst du am liebsten?
Der Platz muss schon stimmen. Nicht überall fließen die Gedanken gleich gut. Am Liebsten schreibe ich bei Kerzenlicht auf meiner überdachten Terrasse, mit Blick auf den wilden Garten. Im Winter erweitert sich mein Equipment um etliche Wärmflaschen, Stricksocken, Schaffell, Daunenjacke und Schal. Und heißen Tee. Ich saß auch schon mit Mütze da, mit Fingern wie Eisklötze, und konnte trotzdem nicht aufhören. Mein Mann schüttelt dann nur den Kopf.
Gibt es etwas/jemanden der dich inspiriert?
Nö. In meinem Kopf sind genug eigene Ideen für noch ganz viele Geschichten. Den Gedanken, mich an jemanden anzulehnen, finde ich gefährlich – Inspiration spielt ganz nahe an Kopie, am Plagiat. Ich möchte mir meinen ureigenen Stil bewahren. Der ist nicht einfach oder bequem, aber halt meiner. Klar gibt es Autoren, die ich besonders schätze. Stephen Kings Bücher liebe ich. Er stellt seine Protagonisten so dermaßen authentisch dar, dass ich beim Lesen unter ihre Haut schlüpfe. Andreas Eschbach finde ich fantastisch gut und – ach, jetzt könnte ich aber loslegen … Vom Stil ist mir Andreas Winkelmann wohl am Nächsten. In Aufbau und Wortwahl seiner Erzählungen finde ich mich.
Woher nimmst du die Ideen für deine Bücher?
Zunächst entstehen die Figuren in meinem Kopf. Ich baue sie so lange aus, bis sie sich real anfühlen. Bis ich weiß, wie sie aussehen, wie sie handeln und klingen, wenn sie sprechen. Bis ich von ihnen träume. Der Handlungsstrang entwickelt sich parallel, ergibt sich daraus. Wenn die Hauptpersonen wahrhaftig genug sind und die Geschichte sich manifestiert hat, lege ich los. Erstelle den Plot, einen Spannungsbogen und die Kapitelübersicht. Ich verarbeite sehr gerne Themen, in denen der Leser sich wiederfinden kann. Mütter, Töchter, Väter, die Beziehung zwischen Schwestern. Klassisches Rollenverhalten -und was daraus entsteht – Familiengeschichten eben. Und immer spielen meine Erzählungen an lokalen Örtlichkeiten, die noch mehr persönlichen Bezug schaffen. Dafür recherchiere ich ausgiebig Vorort.
Wie reagiert dein Umfeld über deine Tätigkeit als Autor/in?
Verschieden. Mein Mann und unsere Söhne unterstützen mich vorbehaltlos. Die meisten meiner Freunde tun das ebenso. Natürlich gibt auch einige Menschen im persönlichen Umfeld, die sehen meine Tätigkeit etwas, na ja, verhalten. Jetzt schreibt sie auch noch …
Ich erwarte von niemanden, der mich kennt, dass er meine Bücher liest. Erstens gibt es genügend andere Menschen, die das tun, und zweitens definiere ich mich nicht ausschließlich über das Schreiben. So wenig, wie sich jemand über seine Tätigkeit als Sparkassenangestellter erklärt. Der erwartet ja auch nicht, dass alle Verwandten und Bekannten bei ihm ein Konto eröffnen.
Schreiben und Familienleben unter einen Hut zu bringen, stelle ich mir schwierig vor. Wie schaffst du das, und wie geht deine Familie damit um?
Wäre mein Sohn nicht gewesen, dann hätte ich das Manuskript für NACH OBEN im Mülleimer versenkt. Er gab mir den Mut, es zu veröffentlichen. Und mein Mann sagte kürzlich zu einer Freundin: »Man kann sie machen lassen. Sie ist gut.« Meine Lieben schenken mir den nötigen Freiraum. Sie wissen, wie wichtig mir meine Arbeit ist und ich glaube, mittlerweile sind sie auch ein kleines bisschen stolz.
Wie gehst du mit Kritik um?
Uuuh. Heißes Thema. Wir Schriftsteller geben viel Zeit und ganz viel Herzblut in unsere Geschichten. Die sozialen Netzwerke sind nicht immer nett zu Autoren. Sehr schnell schreibt es sich eine Rezension, die ich als Schriftsteller nicht nachvollziehen kann, die man mir so direkt nie ins Gesicht sagen würde. Nur, weil das Buch nicht den Geschmack getroffen hat.
Konstruktive Kritik zu Stil und Ausdrucksweise, zum Aufbau eines Buchs, hilft mir besser zu werden. Daran messe ich meine Arbeit. Das ist der kognitive Aspekt. Im Bauch fühlt sich das völlig anders an, da kann Kritik richtig weh tun. Trotzdem – man muss das lernen, sich die wahren Aspekte rausnehmen und an ihnen lernen. Den Schrott aussortieren und über die Schulter werfen, die Arbeit von der Persönlichkeit trennen. Dann funzt es.
Was darf beim Schreiben niemals fehlen?
Ruhe. Ein paar Stunden völlige Ungestörtheit. Morgens heißer Kaffee, um wach zu werden. Nachts Schwarztee, um wach zu bleiben.
Du bist alleine irgendwo im Wald unterwegs, weil du einfach mal Ruhe vom Alltag brauchst, plötzlich kommt dir ein genialer Plot in den Sinn. Du hast jedoch weder Papier und Stift zur Hand und auch kein Handy dabei. Wie reagierst du?
Gar nicht. Erstaunlicherweise – wenn ich an der Stelle angelangt bin, wo der Gedanke passen würde, ist er plötzlich wieder präsent. Ich verlasse mich ganz auf meine Intuition und führe keine Zettelwirtschaft. Wobei ich eingestehen muss, dass ich mittlerweile ein Büchlein parat liegen habe, in dem ich manchmal besondere Redewendungen oder Worte vermerke. Wenn’s grad passt. Und ich nicht im Wald bin.
Vielen lieben Dank, dass du dich meinen Fragen gestellt hast.
Möchtest du zum Abschluss deinen Lesern noch etwas mitteilen?
Mir bleibt nur ganz herzlich DANKE zu sagen, dass ich mich vorstellen durfte. Ich wünsche mir, dass meine Leser empfinden, was ich in meinen Geschichten ausdrücken will, den Alltag hinter sich lassen und ganz tief eintauchen. Dort begegnen wir uns dann.
Autorenvorstellung bei Michaelas Bücherecke 10/2019
Hallo Mignon, schön, dass Du Zeit für uns hast, magst Du Dich unseren Lesern kurz vorstellen?
Hallo Michaela, ich grüße dich und setze mich gern zu dir in deine Bücherecke!
In drei Schlagworten: Steinbock-weiblich-Schreiberling. Soll heißen: Steinbock – weil hin und wieder die Bockshörnchen durchdrücken. Weiblich – da mein Name ungewöhnlich ist und ich oft Post bekomme, die an Herrn Mignon Kleinbek adressiert ist. Schreiberling – das erklärt sich von selbst, denke ich.
Wo lebst du?
Ich lebe mit meinem Mann ganz in der Nähe des Weltkulturerbes Maulbronn, an der badisch-schwäbischen Grenze. Unsere beiden erwachsenen Söhne sind bereits ausgeflogen.
Wie bist du zum Schreiben gekommen?
Die Frage aller Fragen… Sagen wir mal so – das Schreiben kam zu mir, als es an der Zeit war. Vor einigen Jahren erkrankte ich an Rheuma und war auf der Suche nach autobiografischer Literatur dazu. Ich fand genau ein Buch darüber und beim Lesen dachte ich immer nur, Mensch, bei dir lief das alles ganz anders. Und dann setzte ich mich hin und schrieb meine Geschichte auf. Immer mit dem Gedanken im Hinterkopf, dass ich womöglich dazu beitragen könnte, einem anderen Betroffenen Hilfe und Information zu geben. Allerdings las ich schon immer gerne und viel – das machte mir das Schreiben leicht.
In welchem Genre schreibst Du beim pinguletta Verlag?
Für Pinguletta schreibe ich im Romangenre.
Gibt es einen bestimmten Grund, warum es ausgerechnet dieses Genre geworden ist?
Schon während ich an meinen Rheumabüchern schrieb, war die Idee in meinem Kopf. Über die Monate kristallisierte sich die Geschichte zu „Wintertöchter“ immer mehr heraus und nahm klare Formen an. Von da an war es nur noch ein kleiner Schritt, mich an etwas Neues zu wagen.
Wie bist du zum pinguletta Verlag gekommen?
Tja, das war eine Punktlandung. Teil 1 meiner Erzählung war fast fertig und ich wollte aus der Selfpublisherschiene heraus. Silke Boger, meine Verlegerin, lernte ich über Facebook kennen. Im Frühjahr 2017 besuchte ich eine Lesung, die sie für eine ihrer Autorinnen veranstaltete und wir lernten uns persönlich kennen. Ich fragte vorsichtig an, ob ich ihr das Manuskript zuschicken darf, wenn es fertiggestellt ist. Im Juli – immer noch auf der Suche nach einem passenden Verlag – fasste ich all meinen Mut zusammen und haute die Mail raus. Sie nahm das Manuskript mit in den Urlaub und wenige Tage später erhielt ich mitten in der Nacht ihre Nachricht. „Das läuft.“ Ich bin im Viereck gesprungen vor Freude. Die Zusammenarbeit mit pinguletta ist klasse. Ich habe diesen Schritt nicht bereut.
Was erwartet den Leser im Jahre 2018 von Dir?
pinguletta wird im Herbst den Folgeband „Wintertöchter – Die Kinder“ verlegen. Und ich bin gespannt wie ein Flitzebogen, ob der zweite Teil der Forstau-Saga von den Lesern ebenso gut angenommen wird.
Wer darf als erster Deine Manuskripte beurteilen?
Meine Mutter. Sie bekommt jeden Abend eine Sicherungskopie zugeschickt, schaut die Rohfassung durch und liest gespannt mit. Manchmal schreibt sie mir dann zurück: „Das kannst du so nicht lassen, Kind.“ Und meistens behält sie recht, lach.
Wie findest Du die Ideen für Deine Geschichten?
Das fasziniert mich selbst auch immer wieder aufs Neue. Es sind weniger Ideen als vielmehr die Figuren, die zuerst da sind. Sie entstehen in meinem Kopf und füllen sich nach und nach mit Leben. Aussehen, familiäre Hintergründe, Charaktereigenschaften und so weiter. Jede erhält ihr eigenes Profil. Und dann ist da natürlich auch immer ein Thema, klar. So nach und nach verknüpft sich das miteinander. Zu irgendeinem Zeitpunkt steht der Handlungsbogen und die Geschichte beginnt zu drängen. Ich setze mich dann nur noch hin und schreibe sie auf.
Wenn du das Wort „Ende“ schreibst, was empfindest Du?
Ach, das Wort Ende gibt es für mich nicht. Ich höre nur an einem gewissen Punkt auf. Die Menschen in meiner Erzählung leben ja weiter. Sonst müsste ich sie doch alle auf einen Schlag sterben lassen. Nein, Spaß beiseite. Wenn eine Geschichte fertigerzählt ist, dann setze ich mich ans Nachwort. Hier darf der Schriftsteller als eigene Person zu Wort kommen. Und mit Danke-Sagen und manches nochmal Revuepassieren lassen, findet das Werk für mich einen schönen Abschluss, dann kann ich es ziehen lassen. Es ist auch immer ein Stückchen Wehmut dabei, natürlich.
Was darf beim Schreiben nicht fehlen, bzw. gibt es irgendwas was Du brauchst? (Kaffee, Kekse, Tee etc.)
Literweise Kaffee. Da bin ich eigen – vorzugsweise aus einer Espressomaschine und nicht aus jeder Tasse. Und einen bequemen Sitzplatz: das bedeutet, ich brauche eine Menge Kissen unter und hinter mir. Ansonsten bin ich genügsam. Ein paar Stunden Ruhe und das Wissen, nicht gestört zu werden.
Welcher war der verrückteste/komischste Ort, an dem Du je geschrieben hast?
Meistens schreibe ich auf meiner Terrasse, zwischen Abend und Morgengrauen, auch im Winter. Und das erscheint wirklich verrückt, denn ich bin dick eingepackt in Jacke, Schal und Mütze, in eine Decke gewickelt und hab eine Wärmeflasche auf dem Schoß. Mein Mann kommentiert das schon nicht mehr. Wir Autoren spinnen schon ein wenig… Die irrste Schreibsituation erlebte ich in einem Krankentransport. Ich hatte mir in Tirol das Knie gebrochen und auf der Heimfahrt mit dem Roten Kreuz schrieb ich, auf der Trage festgeschnallt, meine Erlebnisse auf.
Sind Dir Rezensionen wichtig?
Heißes Thema. Selbstverständlich sind mir Rezis wichtig. Sie spiegeln meine Arbeit und zeigen mir, ob ich es geschafft habe, den Leser zu erreichen und etwas in ihm anzustoßen. Am allermeisten freue ich mich über Rezensionen, die unerwartet und spontan eingestellt werden – einfach, weil die Geschichte gefällt. Da reicht ein kleiner, aber ehrlicher Satz, um mir das Herz zu öffnen. Allerdings verkommt die Landschaft leider gerade zu einem Pool aus gefakten Bewertungen, so nach dem Motto – schreib ich dir was, schreibst du mir was und gerne stelle ich dir einen vorgefertigten Text zur Verfügung.‘
Tut mir nicht leid – doch da bin ich raus.
Nimmst Du dir Kritiken zu Deinen Büchern zu Herzen?
Selbstverständlich – ich kenne keinen Schriftsteller, der über Kritik erhaben ist! Wir Autoren sind Mimöschen und die meisten ziemlich empfindlich, was das betrifft. Wobei ich differenzieren möchte: Wer mit seinen Gedanken an die Öffentlichkeit geht, muss damit leben, dass sie kritisiert werden und sich am Besten ein dickes Fell zulegen. Man lernt das mit der Zeit. Davon abgesehen hilft mir sachliche Kritik immer besser zu werden, schärfer zu formulieren und Unnötiges wegzulassen.
Mein erstes Buch lektorierte meine Freundin. Sie schrieb mir, ich solle mir nachmittags einige Stunden Zeit nehmen, um es zusammen durchzugehen. Sie steht mir wirklich nahe; doch als das Telefon klingelte, nahm ich nicht ab. Ich musste zuerst einmal mit dem Gedanken klarkommen, dass jemand anderes meinen Text „auseinandergenommen“ hat und womöglich schrecklich findet. Mittlerweile empfinde ich die Arbeit mit meinen Lektorinnen als sehr fruchtbar – sie optimieren meine Arbeit und legen den „Finger in die Wunden“. Immer mit dem Ziel, das Beste aus einer Erzählung herauszuholen. Von negativen Rezensionen wurde ich bisher glücklicherweise verschont, obwohl ich noch immer mit eingezogenem Haupt darauf warte. 😀
Was hältst Du von Buchverfilmungen?
Ganz ehrlich? Ich träume davon, dass die „Wintertöchter“ eines Tages verfilmt werden. Das Potenzial dazu haben sie. Einige meiner Leser sehen das ebenso. Wobei ich mir wünsche, dass man ganz nah am Buch bleibt.
Ich las begeistert den Medicus und war entsetzt von der filmischen Umsetzung. Es bleibt mir völlig unverständlich, weshalb man schöne und schlüssige Geschichten ihrem Erschaffer derart entfremdet.
Magst du uns deine Werke beim Pinguletta Verlag kurz vorstellen?
November 2017 erschien „Wintertöchter. Die Gabe“, im Herbst 2018 „Wintertöchter. Die Kinder“. Im Oktober 2019 wurde „Wintertöchter. Die Frauen“ aufgelegt und beschließt die Forstau-Saga. Und wenn Silke Boger vom pinguletta Verlag dann immer noch zufrieden mit meiner Arbeit ist, dann hoffe ich, dass sie mein neues Buchprojekt „Flusstöchter“ ebenfalls unter ihre Fittiche nimmt.
Steckbrief:
Name: Mignon Kleinbek
Alter: Knackige vierundfünfzig Jahre
Wohnort: Ein kleines Häuschen mit Garten in einem württembergischen Dorf
Hauptberuf: In einem anderen Leben war ich mit Leib und Seele Erzieherin, heute schreibe ich hauptberuflich
Genre: Roman / Autobiografie. / Sachbuch
Erschienene Werke: Nach Oben – Ein etwas anderes Leben mit Fibromyalgie und Psoriasis Arthritis oder Morgen ist alles gut / Tredition Verlag, 2015
Bähmulle – Morgen ist alles gut 2.0 oder Rheuma? Na und… Tredition Verlag 2016
Wintertöchter. Die Gabe / pinguletta Verlag, 2017
Wintertöchter. Die Kinder / pinguletta Verlag 2018
Wintertöchter, Die Frauen / pinguletta Verlag 2019
Lieblingsserie: Oh, da gibt es einige. Game of Thrones, Borgen und überhaupt alles, was aus Skandinavien kommt. Erst kürzlich habe ich mich durch „DARK“ und „Tote Mädchen lügen nicht“ gesuchtet. Es lebe Netflix. Ich hasse Fernsehen und die ewigen Werbeunterbrechungen.
Lieblingsfilm: Die Reifeprüfung. Ein unglaublich guter Film mit dem jungen Dustin Hoffmann und einer hinreißenden Katherine Ross. Und der wundervollen Musik von Simon &Garfunkel. Wie Benjamin da steht, an das Kirchenfenster hämmert und nach Elaine schreit, geht mir noch immer durch Mark und Bein. Welche Frau träumt nicht davon…
Lieblingssong: Räusper… Unangefochten „Nur einen Kuss“ von den Ärzten. Herrlich makaber.
Lieblingsessen: Rumpsteak – innen blutig.
Lieblingsgetränk: Sekt – aber trocken muss er sein.
Lieblingsjahreszeit: Frühling – weil ich dann endlich wieder ohne Jacke draußen schreiben kann, die Nächte lauer und die Tage länger werden.
Lieblingsfarbe: Ich trage gern schwarz
Lieblingsurlaubsort: Selbstverständlich die Forstau im Salzburger Land, an der Grenze zur Steiermark. Und die dalmatinische Küste in Kroatien.
Lieblingstier: Meine beiden Schildkröten. Bellen nicht, müssen nicht ausgeführt werden und sind mit Löwenzahn zufrieden.
Tee oder Kaffee: Kommt ganz drauf an – ich mag beides. Morgens trinke ich immer zuerst eine Tasse Darjeeling und gehe dann zu Kaffee über. Arabicakaffeebohnen bitteschön. Mit Brühkaffee kann man mich jagen.
Interview mit Purplestar Trialgirl
* Was hat dich inspiriert „Wintertöchter“ zu schreiben?
Eine gute Frage. Ehrlich gesagt – ich weiß es nicht. Annelis Geschichte ist gewachsen. Irgendwann fühlte sie sich so echt an, dass ich sie aufschreiben musste.
* Was tust du am liebsten, um eine Schreibblockade zu lösen?
Was ist denn eine Schreibblockade? Dieses komische Wort muss ich erstmal googeln …
Hatte ich noch nie. Es gibt einen Trigger; nämlich das Geräusch, das mein Laptop macht, wenn ich den Deckel aufklappe. Dann bin ich leider nicht mehr ansprechbar.
Glücklicherweise kann ich meistens nahtlos anknüpfen; weil ich nämlich weiß, worauf ich hinwill. Wenn es tatsächlich hakt – das tut es mitunter, wenn ich an den Übergängen arbeite – dann hilft es mir, ein paar Kapitel zurückzulesen. Ich gestehe mit einem Augenzwinkern: Wenn alle Stricke reißen, muss das Wetter als Lückenbüßer herhalten.
Doch ich bin nur ein Beobachter und schreibe lediglich auf, was passiert. Und es passiert immer etwas.
* Wie hältst du deine „Zwischenideen“ fest?
Gar nicht.
Manchmal denke ich: Das musst du dir jetzt merken! Meist hat man ja eh keinen Stift zur Hand. Wenn ich dann an der Stelle bin, ist der Gedanke plötzlich wieder da. Womöglich liegt es daran, dass die Geschichte schon lange reif ist. Oder in einem Areal in meinem Gehirn, das instinktiv alles abspeichert…
Allerdings führe ich tatsächlich ein Ideenbuch. Darin vermerke ich Ungereimtheiten, die ich nachprüfen muss. Und es liegen einige Zettel mit Redewendungen drin, die ich interessant finde. Eine lautet: „Du wirst dir an der Ewigkeit die Knie aufschürfen“. Ein großartiger Satz. Ich gestehe, dass ich die Worte aus einem Film geklaut habe. So etwas Schönes musste ich aufschreiben – nicht um es zu verwenden, sondern weil es meine Fantasie beflügelt. Die Idee eines Kollegen zu stehle ist ein ein No Go.
Sorry, jetzt bin völlig von deiner Frage abgekommen.
Also, ich führe doch so eine Art Zettelwirtschaft – zwischen Kochtöpfen und Staubsaugen schnell etwas aufschreiben -was ich dann doch nicht hernehme.
*Hast du schon eine Idee, was nach den „Wintertöchtern“ folgt?
Aber sicher. Unter dem Arbeitstitel „Flusskinder“ entsteht bereits eine nächste Generationengeschichte. Sie spielt im Neckartal – da, wo ich herkomme. Meine Vorfahren waren Schiffsleute, meine Großmutter ist auf einem Binnenschiff groß geworden. Eine Randfigur aus Wintertöchter wird die Hauptprotagonistin sein und auch die Gabe spielt natürlich wieder mit. Annas Erbe lebt weiter. Ich mag das, wenn Geschichten sich untereinander verknüpfen.
* Wie sieht ein perfekter Schreibtag für dich aus?
Aufstehen und wissen, dass ich ein paar ungestörte Stunden vor mir habe – da gehe ich richtig ab und bringe tatsächlich einiges zu Papier. Doch das ist selten der Fall. Meistens schreibe ich in der Nacht. Die Stille ist wesentlich produktiver.
* An welches Genre traust du dich gar nicht und warum?
Ich würde liebend gerne über künstliche Intelligenzen schreiben, denn das Thema interessiert mich brennend. Wird das Mensch-Sein eines Tages von Algorithmen beherrscht? Alexa, Cortana und all die faszinierenden Möglichkeiten drängen bereits in unsere Wohnzimmer. Doch leider bin ich in Naturwissenschaften – und erst recht in Informatik – eine absolute Niete; meine Kenntnisse sind Lichtjahre von rudimentärem Wissen entfernt. Ich bin schon dankbar, wenn ich mein Schreibprogramm einigermaßen bedienen kann. Bevor ich mich also blamiere, lass ich die Finger davon.
* Welcher der Charaktere ist dein liebster?
Das ist schwer zu beantworten, denn ich mag sie alle. Jeder Protagonist der Wintertöchter-Trilogie hat einen eigenen Charakter. Man kann sie lieben und hassen, die Beweggründe für ihr Tun nachvollziehen oder ablehnen. Sie sind wie wir – keiner nur gut oder nur böse; das wäre zu einfach. Anneli bewundere ich für den Weg, den sie geht; dass sie sich nicht brechen lässt. Barbara Sittler mag ich, weil sie so direkt ist und kein Blatt vor den Mund nimmt; sie verändert sich über die drei Teile wohl am stärksten. Roman Wojtek hat einen besonderen Platz in meinem Herzen. Er lebt zwischen zwei Welten und in keiner findet er eine Heimat.
* Was macht Ihn zu deinem Favoriten?
Er sieht umwerfend aus und das Geheimnis seiner Herkunft umgibt ihn. Üblicherweise reicht das in einem Roman aus.
Nein, ernsthaft. Roman Wojtek glaubhaft darzustellen war eine große Herausforderung und vielleicht mag ich ihn darum so sehr. Die schwierigen Kinder lieben wir doch alle am innigsten, nicht wahr?
* Was macht dich besonders glücklich beim und nach dem Schreiben?
Beim Schreiben: Eine Szene fertig im Kopf haben und sie nur noch in die Tasten zu klopfen. Am Tag darauf nichts daran ändern zu müssen.
Nach dem Schreiben: Das Hirn ausgeleert ins Bett zu fallen. Mit den Stimmen einzuschlafen, von den Menschen im Buch zu träumen und mit dem Fortgang eines Dialogs aufzustehen.
Mitten in der Entstehung eines Buchs ist es ein fast fieberhaftes Arbeiten. Ich liebe das.
* Welche Fehler sollte man beim Schreiben vermeiden?
Lektoren bereitet es körperliche Schmerzen, wenn ein Schreibender den Unterschied zwischen das und dass nicht begreifen will und jeder zweite Nebensatz nach einem Trennzeichen mit welche beginnt. Der Leser lässt sich ebenfalls nicht für dumm verkaufen. Da kann die Idee hinter der Geschichte noch so gut sein – es macht einfach keinen Spaß, sie zu lesen, wenn der Autor die Grundlagen der Grammatik nicht beherrscht. Ein gutes Buch braucht nun mal eine gute Sprache.
Ich hatte zu lernen, dass die Pronomen der, die und das stärker sind als mein anfangs gern verwendetes seiner, ihre und seines. Possessive sinnvoll zu ersetzen, kostete mich oft mehr Zeit, als ein ganzes Kapitel zu verfassen.
Und ich liebe den Genitiv. Mathis‘ Messer liest sich doch einfach schöner als dem Mathis sein Messer.
*Wer ist dein Held im Alltag?
Der Mann an meiner Seite.
* Dein aktuelles Buch in einem Satz?
pinguletta Verlag hat für die Forstau-Saga hat einen treffenden Slogan kreiert. Ich kann gar nicht anders, als mit ganzem Herzen dahinterzustehen.
Ein Roman wie ein Sog.